Die Residenzstadt Arnstadt

Als Johann Sebastian Bach im Sommer 1703 nach Arnstadt kam, wusste niemand, wie lange er bleiben würde, aber er war willkommen und fand ideale Ausgangsbedingungen, die auf sein berufliches und privates Leben nachhaltig wirkten.

Johann Sebastian lebte inmitten der weitverzweigten und alteingesessenen Bach-Familie und ihrer Verwandten. In Arnstadt erhielt Bach seine erste Organistenstelle, hier hatte er Gelegenheit, seine musikalischen Prägungen auszubauen und zu vervollkommnen, und in Arnstadt erlebte er seine erste Liebe. Endlich hatte der regierende Graf und spätere Fürst Anton Günther II. wieder einen Bach, nach dem er bereits 1693 verlangte, als der Stadt- und Hofmusiker Johann Christoph Bach gestorben war.

Um 1700 erlebte die Stadt einen politischen, wirtschaftlichen und geistig-kulturellen Neubeginn. Dem absolutistischen Zeittrend folgend, wurde an vielen thüringischen Fürstenhäusern der Prunk führender europäischer Höfe nachgeahmt. Das Musik- und Theaterwesen blühte auf.

Arnstadt war die Residenz von Fürst Anton Günther II. Er regierte Schwarzburg-Arnstadt von 1681-1716 und unterstellte die Verwaltung, die Zünfte, das Gesundheitswesen und die Polizei der gräflichen Regierung. Wissenschaft und Künste wurden auf hohem Niveau gepflegt. Mit seiner besonderen Vorliebe für Musik förderte er das gesamte kulturelle Leben in der 3800 Einwohner zählenden Stadt. Als leidenschaftlicher Sammler besaß der Graf eine umfangreiche Münzsammlung, eine Gemäldegalerie und eine Bibliothek.

Bedeutende Wissenschaftler und Künstler wirkten nun in Arnstadt, wie z. B. die Numismatiker Andreas Morelli und Christian Schlegel, der Historiker Johann Christoph Olearius sowie der Konsistorialsekretär Salomo Franck. 1683 berief Anton Günther II. den Kapellmeister Adam Drese aus Jena zur Leitung seiner Hofkapelle, der eine neue Blütezeit der Arnstädter Hofmusik herbeiführte.  Als Paul Gleitsmann 1701 die Hofkapelle übernahm, fand er einen mit 22 Musikern ausreichend besetzten und bedeutenden Klangkörper vor.